Der Mossad gilt als einer der raffiniertesten Geheimdienste der Welt. Gut vernetzt, technisch auf dem höchsten Level, potent und mit reichlich Mitteln ausgestattet. Der überraschende und doch erwartbare Angriff gegen das Regime hat viele Kontroversen ausgelöst. Doch es ist kurzsichtig, eine solche Handlung isoliert zu betrachten und moralinsauer herumzujammern.
Die Politik im Westen hat über Jahrzehnte eher eine Menschenrechtsindustrie unterhalten und sich mit Fingerzeigen gegen die Brutalität der Regimeschergen hervorgetan, als eine ernsthafte Aussenpolitik zu betreiben oder gar den aggressiven und erpresserischen Methoden des Regimes etwas entgegenzusetzen, das im Verständnis der Strategen des Regimes ein deutliches Haltezeichen gewesen wäre. Es gab lauter verpasste Chancen, die Menschen in Iran zu unterstützen.
Sie haben sich exponiert und wurden für ihren „Ungehorsam“ vom Regime hart bestraft. Wenigstens jetzt könnten sich die Granden aufraffen, sich öffentlich gegen das Regime zu stellen. Kaum schreibe ich dies auf, bekomme ich eine Eilmeldung, dass Friedrich Merz die Dinge beim Namen nennt. Ob daraus auch Handlungen erfolgen?
++ EIL ++ Israel macht im Iran »die Drecksarbeit für uns alle«, sagt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Rande des G7-Gipfels. https://t.co/JPrS2wUYzx
— Jüdische Allgemeine (@JuedischeOnline) June 17, 2025
Krieg ist nicht wünschenswert, vor allem, wenn man zum Ziel von Gewalt werden könnte und es werden in Iran viele Menschen Angst haben, doch die gemischte Gefühlslage aus den Nachrichten aus Teheran, Schiraz, Jazd, Qom, Kermanschah, Isfahan, Maschhad oder Karadsch lässt sich in Summe als hoffnungsfroh bezeichnen.
Mossad hat erfolgreich Schläferzellen in Iran etabliert
Israels präventive Militäroperation gegen das Regime in Iran hat die Kommandostruktur der Abwehr und die Fähigkeit zur Vergeltung stark beeinträchtigt. Offenbar ist es den israelischen Kräften gelungen, die Iraner zu täuschen und in eine Falle zu locken. Der israelische Geheimdienst im Ausland, Mossad, hatte bereits Tage vor dem Angriff eine gezielte Desinformationskampagne begonnen.
Laut Berichten ist es mittels gefälschter Nachrichten über iranische Kanäle gelungen, dass eine ernste Krisensitzung hochrangiger Kommandeure ausgelöst wurde. Mit dieser List gelang es, die gesamte Führungsriege der iranischen Luft- und Raumfahrttruppen des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), einschliesslich des Kommandanten General Amir Ali Hadschisadeh, seiner Stellvertreter und wichtiger technischer Mitarbeiter, in einem befestigten Bunker ausserhalb Teherans zu versammeln.
Wenige Augenblicke vor Beginn des Angriffs wurde dieser Bunker durch einen Präzisionsschlag getroffen, wodurch das oberste Raketenkommando des Regimes ausgeschaltet wurde. Nach Angaben israelischer Beamter war der Zweck klar: den Start von vermutlich über 1.000 ballistischen Raketen zu verhindern, die auf israelisches Gebiet gerichtet waren.
Es war einfach niemand mehr am Leben, der den Befehl zum Gegenschlag hätte geben können.
Unmittelbar danach startete Israel eine gross angelegte Zerstörungs-Kampagne im Grossraum Teheran und anderen strategischen Gebieten, wobei Raketenstellungen, Infrastruktur und Luftabwehranlagen getroffen wurden. Die Operation war jahrelang vorbereitet worden. Schläferzellen des Mossad, die sich bereits seit 2007 im Iran aufhielten, hatten Hunderte von Drohnen und Militärausrüstung mit kommerziellen Lastwagen ins Land geschmuggelt. Diese Mittel blieben im Verborgenen, bis sie in den Stunden vor der Operation aktiviert wurden.
Zu Beginn des Angriffs wurden vorbereitete Drohnen eingesetzt, um das iranische Luftverteidigungsnetz auszuschalten und die Radarsysteme zu blenden. Gleichzeitig führten Mossad-Teams vor Ort eine Welle gezielter Attentate auf Angehörige der Revolutionsgarden durch und legten die Kommandostrukturen in mehreren Regionen lahm.
Es wird geschätzt, dass über 15 Prozent des Arsenals an ballistischen Raketen in der ersten Welle zerstört wurden. Nahezu alle wichtigen Luftabwehrsysteme in und um Teheran wurden in der ersten Stunde ausgeschaltet. Gleichzeitig richteten sich die israelischen Angriffe gegen hochrangige Atomwissenschaftler, die am fortgeschrittenen Anreicherungsprogramm des Regimes beteiligt waren.
Die Fähigkeit des Regimes zu reagieren brach zusammen. Was als massiver Vergeltungsschlag erwartet wurde, reduzierte sich auf 150 ballistische Raketen, die 20 Stunden nach Beginn der israelischen Operation in drei Wellen abgeschossen wurden – ein Bruchteil dessen, was erwartet worden war.
Israelische Beamte schätzen nun, dass mehr als 40 Prozent der iranischen Abschussinfrastruktur ausgelöscht wurden. Teheran hat zwar weitere Vergeltungsmassnahmen angekündigt, doch das Ausmass seiner verbleibenden Fähigkeiten bleibt ungewiss.
“Let’s Make Iran Great Again”
— Pouria Zeraati (@pouriazeraati) June 16, 2025
"Regime Change"
My interview with Prime Minister Netanyahu on Israel’s operation against the Islamic Regime in Iran – English@netanyahu pic.twitter.com/VCCj64zaCF
Netanjahu bezeichnete den Schlag als „Pager-Operation auf Steroiden“ und bezog sich damit auf die verdeckte Mossad-Mission, bei der mehr als 3 500 Hisbollah-Agenten getötet wurden. Diesmal ging die Operation noch weiter: In einer der ausgeklügeltesten präventiven Militäraktionen der jüngeren Geschichte wurden hochrangige Kommandeure ausgeschaltet, strategische Verteidigungsanlagen funktionsunfähig gemacht und die Raketenfähigkeiten neutralisiert.
@Helmut N. Gabel, mehriran.de, 17.06.2025