Menschen als Waffe

Menschen als Waffe, Pressegespräch IGFM


Hybride Kriegsführung des Regimes in Iran gegen Menschheit und Zivilisation

IGFM-Pressegespräch zur islamistischen Bedrohung und der Propaganda der Mullahs in Berlin am 29.11.24. Beitrag von Afshin Sajedi (International Organisation to Preserve Human Rights, Brüssel)

Wir befinden uns mitten in einem allumfassenden hybriden Krieg. Hybride Kriegsführung umfasst eine Kombination üblicher militärischer Taktiken, Guerilla Taktiken, Informationskrieg, Operationen im virtuellen Raum, wirtschaftlichem Druck, diplomatischer Manöver und diverse nicht-militärische Vorgehensweisen. Manipulationen öffentlicher Wahrnehmung, Unterwanderung von Institutionen, Ausnutzung von Schwächen eines Systems und die Förderung von Instabilität in einem Zielland gehören dazu.

In Übereinstimmung mit einigen russischen Ideologen haben Vertreter Irans, auch der Oberste Führer im Land, wiederholt die Schaffung einer neuen Weltordnung gefordert und zur Zerstörung der derzeitigen liberalen Weltordnung aufgerufen.

Menschen als Waffe

Ich werde hier kurz die Strategie ausführen, wie das Regime diesen hybriden Krieg führt. Zunächst gehe ich auf die besondere Struktur des Staates ein.

1. Nationalstaat-Struktur: Parlament, Regierung, Expertenversammlung. Diese Körperschaften verleihen dem Regime die Fassade eines Nationalstaates und gibt der internationalen Gemeinschaft den Eindruck einer funktionierenden formellen Regierung mit diplomatischen Vertretungen.

2. Kalifats-Struktur: Die ausgedehntere und einflussreichere Struktur besteht aus mindestens 52 bekannten Institutionen, die jenseits aller inneriranischen oder internationaler Kontrollen oder Aufsicht agieren. Diese Einheiten verfolgen rein ideologische und praktische Ziele weltweit.

  • Während iranische Botschaften, die Teil der Nationalstaats-Strukturen sind, übliche diplomatische Aufgaben ausführen, unterhalten die Kalifats-Strukturen parallel arbeitende Institutionen im Ausland, die direkt dem Obersten Führer unterstellt sind.
  • Diese Institute sind weltweit tätig und schrecken nicht vor illegalen Handlungen zurück, weiten ihren ideologischen Einfluss aus, während sie internationale Normen ausser Acht lassen.

Dieses doppelgesichtige System ermöglicht dem Regime seine Legitimation aus der Nationalstaat-Struktur zu beziehen, während die Kalifats-Struktur langfristige ideologische Absichten voranbringt. Das führt zu Intransparenz und Verwirrung und verschleiert oft die Grenzen zwischen Regieren und transnationalen Operationen.

Expansionistischer Handlanger: Revolutionsgarden/Pasdaran

Aufs Engste mit den Kalifats-Strukturen verbunden sind die Pasdaran. Eine ideologische, transnational agierende, militärisch-wirtschaftliche Macht. Die Mission der Pasdaran ist der Schutz der Revolution und vor allem die Ausweitung des Einflusses der Kalifats-Strukturen weltweit.

Diese Mission geht Hand in Hand mit der „Neuen Weltordnung“, auf die sich politische Vertreter in Iran häufig beziehen, wenn sie ihre Vision einer ideologischen Dominanz auf der internationalen Bühne zur Sprache bringen.

Nach jahrelanger Beobachtung werden allgemeine Vorgehensmuster in der hybriden Kriegsführung gegen Menschlichkeit sichtbar: Kindersoldaten in Konflikten einsetzen, Migration organisieren, kriminelle Netzwerke zur Erreichung politischer Ziele benutzen, organisierte Verbrecherbanden in Terroraktionen einbinden.

Letztendlich zielen alle diese Handlungen auf eine Unterwanderung und Zerstörung demokratischer Gesellschaften, indem die Freiheiten und menschlichen Werte dieser Gesellschaften ausgenutzt werden.

Eine der wesentlichsten Strategien ist Radikalisierung. Extremismus wird gestreut und genährt, um den sozialen Zusammenhalt und demokratische Institutionen zu entwerten, zu schwächen und zu zerstören. Hauptsäule der hybriden Kriegsführung ist Radikalisierung. Sie findet vor Ort statt und in virtuellen Räumen. In einigen islamischen Zentren, die mit dem Obersten Führer verbunden sind, wird vor Ort Radikalisierung und Gehirnwäsche betrieben.

Vor allem in Regionen, in denen Muslime eine Minderheit sind. Hier verbreiten Prediger irreführende Informationen bezüglich des Islams und historischer Ereignisse, die von jungen Muslimen allzu bereit übernommen werden. Ähnliches wird in virtuellen Räumen versucht, wo vor allem Jugendliche mit extremistischen Ideologien gefangen werden.

Daneben betreiben die Pasdaran illegalen Menschenhandel. Es geht um die Einschleusung muslimischer Gruppen in den Westen, um die demografischen Verhältnisse zu verändern. Einerseits Einkommensquelle, andererseits Export zukünftiger Unterstützer in Zielländer. Damit ist die Hoffnung verbunden, im Westen aufgewachsene Gruppen in Spannung zu muslimischen Einwanderer zu bringen, um Konflikte zu schüren.

Für muslimische Flüchtlinge hält man in den jeweiligen Länder-Moscheen und andere Zentren bereit, um den Repräsentanten Chameneis die Möglichkeit zu geben, Hass und Anti-Semitismus unter den Neuankömmlingen zu verbreiten. Verletzliche und empfängliche Jugendliche sind Hauptzielgruppe, um sie für zukünftige Pasdaran Terrorhandlungen zu gewinnen.

In Schweden wurden vor kurzem kriminelle Jugendbanden, die im Auftrag der Pasdaran handelten, aufgedeckt. Das Beispiel des Hell’s Angels Mitglieds Ramin Yektaparast gehört in die gleiche Kategorie.

Sunniten werden in Iran verfolgt, international instrumentalisiert

Das schiitisch geprägte Regime in Iran zielt darauf, vor allem sunnitische Muslime für seine hybride Kriegsführung gegen eine Zivilisation humanistischer Werte zu instrumentalisieren. – Ein starkes Paradoxon, denn in Iran stehen gläubige Muslime, besonders Sunniten, unter starkem Druck und werden unmenschlicher Behandlung ausgesetzt.

Hier wird eine Doppelstrategie des Regimes sichtbar: im Ausland werden ideologische und religiöse Gruppen hofiert, um sie zu manipulieren, während im Inland gleiche Gruppen brutal unterdrückt werden, um Widerspruch zu unterdrücken und die Kontrolle über das Land zu sichern. 40 Jahre Leben unter der Islamischen Republik war ein einziges Elend für Sunniten. Regionen wie Sistan und Baluchistan, Chuzestan und Kurdistan, in denen Sunniten Mehrheiten stellen, gehören zu den ärmsten Regionen in Iran. Infrastrukturen, Gesundheitsversorgung und Bildung sind hier sehr mangelhaft.

Wirtschaftliche Entwicklungsprogramme sind sehr begrenzt, Arbeitslosigkeit hoch. Die Behandlung dieser Menschen durch das Regime zeigt den Grad der Verachtung sowohl humanistischer als auch islamischer Prinzipien. Muslime sollten die Tricks und Strategien des Regimes in Iran kennen und Zugang zu exakten Informationen haben. Sie sollten wissen, wie Muslime durch die Islamische Republik unterdrückt werden. Es ist sehr wichtig, darüber aufzuklären, damit Menschen im Westen sich nicht von der Propaganda des Regimes in die Irre führen lassen.

Wir sollten uns vor Augen führen, dass jede Sympathie mit dem Regime in Iran, welches Muslime in Iran unterdrückt und massakriert, eine Unterstützung dieser Unterdrückung darstellt. Der Fokus der Weltöffentlichkeit war lange auf die Gräueltaten der Hamas und der Hisbollah gegen Israel gerichtet. Jetzt sollte sich diese Aufmerksamkeit verstärkt auf den ideologischen Treiber und Finanzier von Hass und Zerstörung richten: das Regime in Iran und seine Revolutionsgarden.


©Afshin Sajedi, 2024, mehriran.de

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Kritisch zum Regime. Hintergründe, Fotos, Berichte zu Iran. Positiv zu Land und Leuten.