Ausstellung und internationale wissenschaftliche Konferenz zum 700. Geburtstag des Dichters
Am 11. Juni 2025 veranstaltete die UNESCO in Zusammenarbeit mit der Republik Tadschikistan eine Ausstellung und eine internationale wissenschaftliche Konferenz im UNESCO-Hauptquartier in Paris, um den 700. Geburtstag von Hafis aus Schiras zu feiern.
Bei dieser Veranstaltung kamen hochrangige Vertreter der UNESCO, verschiedener Länder und Wissenschaftler zusammen, um das literarische, philosophische und kulturelle Erbe von Hafis zu erkunden.
Wissenschaftler und Forscher aus der ganzen Welt kamen zu einer Konferenz zusammen, um das Leben und das Werk des berühmten Dichters und Sufi Hafis aus Schiras zu würdigen.
Im Rahmen der Konferenz fand ein spezieller „Schaschmaqom-Abend“ statt, bei dem das nach Fazliddin Schahobow benannte staatliche Ensemble ‚Schaschmaqom‘ unter der Leitung von Furqat Saidzoda sowie das Tanzensemble „Gulrez“ auftreten werden.
Im Rahmen des Festivals fand auch ein Auftritt mit dem Paris Eastern Orchestra statt, an dem die tadschikischen Sänger Sitora Karomatullo, Shohrukh Yunusov und Firdavs Hoshimov mitwirkten.
Das Festival „700 Jahre mit Hafis“ hat bis zum 14. Juni am Sitz der UNESCO in Paris gedauert.
Hafis Leben
Hadschi Schams-od-Dīn Moḥammad Ḥafis aus Schiraz, bekannt unter seinem Autorenkürzel Hafis oder unter Lisan al-Ghaib (‚Zunge der verborgenen Welt‘), war ein persischer Lyrik-Dichter und Sufi, dessen gesammelte Werke bei vielen Iranern als vollendete persische Literatur gilt. Seine Werke finden sich in den allermeisten Haushalten persisch-sprachiger Menschen, die diese Werke auswendig lernen und als Sprichwörter und Zitate in ihren Alltag einbringen. Sein bekanntestes Werk, der „Diwan“, hat sogar Goethe zu seinem Ost-Westlichen Diwan inspiriert.
Hafis’ lyrischen Gedichte finden sich in zahllosen Ghaselen. Der Begriff Ghasel lässt sich bis in die klassische arabische Lyrik zurückverfolgen. Im Arabischen bezeichnet ghazal erotisches Sprechen in der Lyrik, eine Ansprache des Dichters an seine abwesende Geliebte, Ausdruck einer süssen Sehnsucht.
Als feststehender Begriff einer Gedichtform wurde ghazal erst in der persischen Lyrik gebraucht; dort bezeichnet es seit etwa dem 13. Jahrhundert eine Gedichtform mit Paarreim der ersten beiden Halbverse und durchgehendem Reim aller ganzen Verse, so wie dies dann ins Deutsche übernommen wurde. Aus dem Persischen wurde die Gedichtform in den folgenden Jahrhunderten ins Türkische, Kurdische, Paschtu, Urdu, zahlreiche andere Sprachen Indiens sowie einige weitere Sprachen übernommen.
Der ursprünglich erotische Gehalt der Lyrik wurde von dichtenden Mystikern und mystischen Dichtern mit spirituellen und religiösen Inhalten angereichert, sodass Laien bald nicht mehr klar unterscheiden konnten, was weltliche Erotik und was mystische Gottesliebe zum Ausdruck bringen sollte.
Hafis’s Vater „Baha-ud-Din“ war Kohlenhändler und starb, als Hafis noch ein Kind war. Er hinterliess ihm und seiner Mutter hohe Schulden. Des Vaters Rezitationen des Korans haben den Sohn so sehr beeindruckt, dass er das Buch mit 8 Jahren auswendig konnte (daher erhielt er später den Ehrentitel Hafis).
Früh wurde er auch mit den Werken von Maulana (Dschalal ad-Din ar-Rumi) und Saadi sowie von Attar und Nezami vertraut gemacht. Vermutlich erhielt er eine umfassende Ausbildung an einer Koranschule; die Gedichtwidmungen und Panegyriken (Lobreden) weisen auf eine zeitige Verbindung mit dem Hof der Muzzafariden hin.
Hafis lernte zunächst das Bäckerhandwerk und übte es einige Zeit aus, bis er im Alter von 21 Jahren Attars Schüler in Schiras wurde. Bei der Auslieferung von Brot und Backwaren in reichen Stadtvierteln lernte er seine „Muse“ Schacheh Nabaat kennen, deren Schönheit er viele Gedichte widmete.
Er gewann bald an Bekanntheit und wurde Hofdichter von Abu Ischaq sowie ein viel beachteter Koranlehrer; er gehörte einem Sufi-Orden an. Etwa 1333 eroberte Mubariz Muzzafar die Stadt und entliess ihn – für Hafis der Anlass, von der „Romantik“ zu Protestliedern überzugehen.
Als Mubariz von seinem Sohn Schah Schudscha‘ gestürzt und ins Gefängnis geworfen wurde, erhielt Hafis seine Stelle wieder. Überliefert ist, dass Hafez mit 60 Jahren in einem Freundeskreis eine 40-tägige meditative Nachtwache begann, an deren Ende er eine Art Bewusstseinserweiterung erlebte und sich im Geiste nach 40 Jahren wieder mit Attar traf. Neben Aufträgen für den Hof schrieb er auch gelehrte Werke.
Hafis starb als hochgeachteter Dichter seiner Zeit. Sein Grab in den Musalla-Gärten von Schiras, bekannt durch wunderschöne Rosenanlagen, erhielt im Auftrag von Schah Reza Pahlawi einen gerne besuchten Pavillon, genannt Hafesije.
Hafis hat immer wieder auf den Wert geistiger Freiheit und die Notwendigkeit individueller Persönlichkeitsrechte hingewiesen. Im Folgenden ein Gedicht dazu.
Freiheit und Mut
Nicht sind wir auf Erden, um einander festzuhalten,
sondern, um uns tiefer und tiefer
in Freiheit und Freude hinzugeben.
Nicht sind wir in diese Welt voller Wunder geraten,
um uns fern jeder Liebe in Geiselhaft zu halten.
Lauf meine Seele, lauf‘ allen davon,
die ihre scharfen Messer in deine zarten Träume,
in dein edles, heiliges Herz zu stossen gedenken.
Uns ist aufgetragen, den Stimmen
innerer Berufung Freunde zu sein, jenen die
draussen vor dem Haus unseren Geist locken mit:
„Ach bitte, bitte komm heraus und spiel mit uns“!
Denn wir sind nicht auf Erden,
um einander festzuhalten
oder unsere wunderbaren Seelen zu verschliessen,
sondern, um tiefer und tiefer zu erfahren,
wie Göttliches in uns lebt: mutig, frei, lichtvoll!
@Helmut N. Gabel, mehriran.de